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PURESOULS BLOG VON NADINE EDER

Beitrag: Willkommen
  • nadineeder

Meine Spanier und der Winter...

Ein Thema auf das ich in den einschlägigen und weniger einschlägigen

Spanier-, Andalusier, Iberer Gruppen immer wieder stoße, ist die Frage wie ein Iberer am besten den Winter überstehen kann.

Nachdem ich inzwischen 3 Pferde aus Spanien importiert habe und alle 3 unterschiedlich, aber positiv auf die Kälte reagiert haben, dachte ich mir ich gebe einen kleinen Überblick über meine Erfahrungen und schreibe auch allgemein darüber, was die verschiedenen Temperaturen mit unseren Pferden machen.

Zu Beginn aber zu meinen Dreien ;)


Balines hatte ich vor ca. 5 Jahren als Ersten aus Mallorca importiert.

Er kam im Oktober bei mir an und ich hatte zur Vorsicht ein 50g und eine 100g Decke besorgt. Nun war dies kein sehr kalter Herbst, was mir sicherlich in die Karten spielte, aber dennoch waren die Temperaturen bei uns in Tirol im Gegensatz zu Spanien doch entschieden kälter.


Als er aus dem Transporter abgeladen wurde und ich sah, dass er schon einen leichten Flaum an Winterfell hatte war ich schon gleich entspannter, was seine Gewöhnung an die österreichische Winterfrische anging. Ohnehin, finde ich es besser, wenn man bei Möglichkeit erst mal den Versuch startet und schaut, ob es so gut wie möglich ohne Decke geht, auch um dem Pferd die Chance zu geben sich anzupassen und Fell sprießen zu lassen. Bei Balines verlief das absolutproblemlos. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich ihn nur ein Mal, einen Tag lang eingedeckt, an dem es furchtbar kalt war, regnete und stürmte. An dem Tag konnte man ihm ansehen dass er das Wetter wirklich unangenehm fand und sich richtig anspannte. Ansonsten verwandelte er sich in null Komma nichts in einen kleinen Spanischen Zauselbär und trotzte allen Temperaturen, als wäre er so aufgewachsen.



Der Nächste im Bunde war Talisman. Er kam im Juni zu mir und hatte wesentlich mehr Zeit um sich einzugewöhnen. Ein kleiner Unterschied lag darin das ich zu dem Zeitpunkt schon meinen eigenen kleinen Stall hatte und dort kommt von Ende November bis Anfang/Mitte Februar wirklich keine einziger kleiner Sonnenstrahl hin …

Also, verschärfte Grundbedingungen könnte man so sagen.

Talisman passte sich im ersten Jahr eigentlich sehr gut an die frostigen Temperaturen an, allerdings war es für ihn im darauffolgenden Jahr etwas schwieriger. Er bekommt ohnehin kein langes Winterfell, es ist aber relativ dicht. Als deutlich zu erkennen war das er mit dem Fellwachstum hinterherhinkte und ihm offensichtlich kalt war, entschied ich mich dazu ihn tagsüber, wenn die Temperaturen im Minusbereich lagen einzudecken, allerdings mit maximal 50 bis 100g da mir wichtig war das sein Körper schon angeregt bleibt Fell zu schieben. Zusätzlich habe ich seine Mineralfutterdosis erhöht und Luzernecobs zugefüttert. Nach ca. 10 Tagen hatte er dann gut aufholen können und konnte auch bei Minusgraden ohne Decke draußen sein. Bei ihm konnte man sehr gut sehen das er einfach mehr Energie, sozusagen eine Starthilfe benötigte, um winterfit zu werde.



Indio hatte einen schweren Start, was eher weniger an dem lag, dass er Probleme mit der Kälte hatte, als daran das er ja leider dieses Jahr 4 Mal operiert wurde und tatsächlich ums Überleben kämpfen musste.

Ich musste also zusehen das sein Immunsystem nicht zusätzlich durch die niedrigen Temperaturen geschwächt wurde und hatte ihn daher, als ein Tief über uns hereinzog, eingedeckt. Allerdings auch nur tagsüber. Mein Stall ist eher kühl aber immer noch warm genug und vor allem ohne Zugluft, so das er wenigstens ein wenig die Gelegenheit hat sich an die Kälte heranzutasten und beizeiten dann auch ein wenig Fell zu entwickeln.

Es dauert bei ihm dann doch ein Zeitchen, was ja auch verständlich war. Ich sah also zu das wir sein Immunsystem gut in Schwung brachten und hatte sein Zusatz-/Kraftfutter optimiert mit dem Ergebnis, das er richtig schön Winterfell bekommen hat und jetzt seit Anfang Dezember schon zu 99 % ohne Decke draußen steht.

Lediglich bei sehr schlechtem, nasskaltem Wetter decke ich die Pferde ein. Also an Tagen wo die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, das sie bis auf die Haut nass im Wind stehen müssten. Das passiert allerdings eventuell 3x im Jahr.



So und dann gibt es noch meinen lieben Macho ;) Kein Spanier das weiß er aber nicht. Er begleitet mich schon 15 Jahre und wir haben schon fast alles mögliche an guten und schlechten Wetterlagen hinter uns. Er macht immer richtig schönes kuscheliges Fell für den Winter. Für ihn ist allerdings der Wechsel von Winter auf Sommer anstrengend. Er haart immer schon sehr früh aus weswegen er eine Decke drauf bekommt, wenn sein Fellwechsel voll im Gange ist und er eigentlich noch seinen Flaum nötig hätte. Das aber auch wieder nur an Tagen wo ich schon vom Gefühl her vermuten kann, das es ihm einfach kalt sein wird. Er ist auch kein Pummelchen und als so schlanker Typ hat er dann nicht mehr viel übrig was ihn warm halten könnte. Ihr seht also das die Pferde ganz unterschiedlich mit den niedrigen Temperaturen umgehen, allerdings was alle gemeinsam haben ist, das man ihr Empfinden für Temperaturschwankungen ganz und gar nicht mit dem der Menschen vergleichen

kann.


Bei Andrea Kutsch habe ich einen tollen Text über das Thema gefunden, dem auch

eine wissenschaftlichen Studie zu Grunde liegt, genau genommen der ersten und momentan einzigen fundierten Studie über die Sinnhaftigkeit des Eindeckens und der Thermoregulation des Pferdes.




Diesen möchte ich hier gerne mit euch Teilen:

„Manchmal haben Menschen Mitleid, wenn sie Pferde im Winter auf der Koppel sehen oder in einen Stall kommen, den sie als kalt empfinden. „Das arme Pferd muss frieren“, denken sie dann in Sorge um die Gesundheit des Pferdes.


Und so werden Pferde sehr oft nach unserem menschlichen Empfinden mit einer Pferdedecke eingedeckt – im Winter gegen die Kälte, im Sommer gegen Insekten, egal ob im Stall oder auf der Weide.

Doch wie sinnvoll ist dieses Eindecken wirklich? Wir freuen uns sehr, dass endlich eine wissenschaftliche Studie zu diesem Thema mehr Klarheit gibt.


Das Ergebnis wird manchen überraschen: Auch wenn es sinnvoll sein kann – in vielen Fällen schadet eine Decke über dem Pferdekörper mehr, als sie nutzt, wie eine Pilotstudie von Kim Hodgess, Masterstudentin im Bereich Equitation Science am Duchy College (GB), jetzt zeigt. Ihre Feldstudie ist eine der ersten Untersuchungen dieser Art, bisher gibt es kaum Forschungsergebnisse zum Thema Eindecken, geschweige denn Beobachtungen, die verschiedene Arten von Decken in ihrem Effekt auf das Pferd genauer unter die Lupe nehmen.

Wie wir Menschen haben auch Pferde eine optimale Umgebungstemperatur, in der sie ihre Körpertemperatur ohne großen Energieaufwand durch Thermoregulation auf dem Level der normalen 37,3 bis 38,0 °C im Ruhezustand halten können – die sogenannte thermoneutrale Zone (TNZ). Für erwachsene Pferde liegt diese zwischen 5 und 25 °C.


Bei Menschen dagegen ist die Spanne weitaus geringer: Unsere TNZ liegt zwischen 25 und 30 °C, wir frieren also viel früher als das Pferd. Ein Grund dafür ist, dass unsere Oberfläche im Verhältnis zum Körpervolumen fast doppelt so groß ist wie beim Pferd. Wir Menschen verlieren bei derselben Außentemperatur durch die Haut also sehr viel mehr Wärme als das Pferd.


Was das Pferd uns auch noch voraus hat: Es wechselt zweimal jährlich sein Fell, um sich ideal auf die kalte und die warme Jahreszeit einzustellen. Zudem stellt es sich durch die angepasste Verteilung des isolierenden Körperfetts ebenfalls auf kommende Kälte oder Wärme ein. Damit macht es sich fit dafür, je nach Jahreszeit Temperaturen in der Bandbreite von -10 bis -20 °C Kälte und bis etwa 30 °C Wärme recht problemlos zu verkraften.


Dennoch ist ausgerechnet das Körperempfinden des Menschen in vielen Fällen die Basis dafür, zu entscheiden, ob es einem Pferd womöglich kalt ist oder nicht. Dabei zeigen die genannten Daten klar: Wenn der Mensch fröstelt oder gar friert, ist es einem Pferd immer noch wohlig warm. Das beweist es uns dadurch, dass es nicht zittert, sich ganz normal bewegt und verhält und sich gern im Freien aufhält, ja sogar dort schläft, selbst wenn es alternativ auch in seinen Stall gehen könnte. Nur wenn es lange regnet und das Fell nass wird, kommt dann auch die Thermoregulation des Pferds an ihre Grenzen.


Wer die Welt aus der Perspektive des Pferdes sieht, bekommt automatisch ein anderes Verhältnis zu Temperaturen. Weil wir einen Stall im Winter kühl finden, bedeutet das nicht, dass Ställe auf für uns angenehme Temperaturen geheizt werden müssen. Denn das Pferd fühlt sich eben auch bei niedrigeren Temperaturen wohl.

Und auch das Eindecken von Pferden ist nicht immer so sinnvoll oder nötig, wie viele denken.

Das Team um Hodgess untersuchte eine Gruppe Pferde, die routinemäßig eingedeckt werden. Ein Teil der Tiere stand permanent im Stall, ein anderer Teil auf der Weide. 25 % der Tiere wurden mit leichten Decken gegen Insekten eingehüllt, 50 % mit Fleecedecken, einige wenige mit einer Steppdecke und der Rest blieb als Kontrollgruppe uneingedeckt. Über 24 Stunden wurde dann die Hauttemperatur der Tiere – also die Umgebungstemperatur unter der Decke – im minütlichen Rhythmus aufgezeichnet, ebenso die Außentemperatur.


Durchschnittlich stieg die Temperatur bei den Pferden, die eine leichte Insektenschutzdecke trugen, um 4,2 °C. Die Temperatur unter den Fleecedecken war im Schnitt 11,2 °C höher als vorher und unter den Steppdecken stieg sie um 15,8 °C an. Für 25 % der eingedeckten Pferde bedeutete dies, in einer körpernahen Umgebungstemperatur von 24 bis 30 °C zu stehen – Werte, die teilweise weit über ihrer TNZ lagen, also den Temperaturen, bei denen Pferde sich wohlfühlen.


Bei den Kontrollgruppen ohne jegliche Eindeckung wurden unter gleichen Bedingungen im Durchschnitt Hauttemperaturen von 12,5 bis 18,5 °C gemessen. Das sind Temperaturen, die sich im mittleren Rahmen der TNZ für Pferde bewegen und damit deren natürlicher Wohlfühlzone entsprechen.

Dass einige Arten von Pferdedecken die Hauttemperatur so signifikant erhöhen, dass sich das Tier unwohl dabei fühlt, ist für Hodgess Grund genug, ihre Forschungen weiter voranzutreiben. Nicht nur im Sinne des punktuellen Tierwohls, sondern auch dahingehend, ob der routinemäßige Einsatz von zu warmen Decken die Körperkompetenz der Tiere, die Temperatur zu regulieren, negativ beeinflusst. „Das Wissen um den richtigen Einsatz der verschiedenen Arten von Decken wirft noch viele Fragen auf, z.B. ob die Fellfarbe einen Einfluss auf die Temperaturentwicklung hat und ob eine dauerhaft zu hohe Umgebungstemperatur das Paarungsverhalten beeinflusst oder zu Hauterkrankungen führt“, blickt sie in die Zukunft.


„All diese Aspekte zeigen, wie wichtig es für die Gesundheit des Tieres ist, einen pferdezentrischen Blickwinkel einzunehmen“, freut sich Andrea Kutsch über die erste Untersuchung zu diesem Thema. Das Wissen darum, dass und wie der Pferdekörper anders als der Körper des Menschen funktioniert, hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ihr seht also das die Pferde ganz unterschiedlich mit den niedrigen Temperaturen umgehen, allerdings was alle gemeinsam haben ist, das man ihr Empfinden für Temperaturschwankungen ganz und gar nicht mit dem der Menschen vergleichen kann.


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